»Der Begriff ist der Mann; das sinnliche Bild des Begriffes ist das Weib; und die Worte sind die Kinder, welche beide hervorbringen.«Anti-Goeze

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Gotthold Ephraim Lessings Werke werden vor allem in der Forschung zumeist nach der noch immer maßgeblichen Ausgabe von Karl Lachmann (1793‒1851) und Franz Muncker (1855‒1926) – dem sogenannten Lachmann-Muncker (LM) – zitiert. Sie gilt als die erste Werkausgabe, in der moderne (historisch-kritische) Editionsprinzipien angewendet wurden.

Titelblatt der 3. Auflage

Trotz zahlreicher triftiger Einwände gegen die editorische Verlässlichkeit dieser Edition, bleibt sie in verschiedener Hinsicht unverzichtbar. Sie ist noch immer die

unersetzte historisch-kritische Ausgabe, mit Lesarten-Apparat, aber ohne Kommentierung; ausgeschlossen sind die Übersetzungen.

Monika Fick: Lessing-Handbuch. Stuttgart 2000, 4. Aufl., 2016, S. 57.

Franz Muncker erläutert in der Vorrede zur dritten, von ihm überarbeiteten Ausgabe die Editionsprinzipien, die bereits für Karl Lachmann verbindlich gewesen waren. Die neue Edition, betont Muncker,

beruht durchaus auf den Grundsätzen der Lachmann’schen Kritik, ergänzt aber Lachmanns Werk durch das seit fünf Jahrzehnten reich vermehrte Arbeitsmaterial und führt es gemäß den höheren Forderungen der modernen Wissenschaft in weiterem Rahmen fort. Sie soll dem Freunde unsrer Litteratur, der ohne gelehrte Nebenabsicht an Lessings Schriften sich bilden und ergötzen will, einen bis auf Komma und Punkt correcten und authentischen Text darbieten und zugleich den Fachmann, dem es um das litterarhistorische Studium jener Schriften zu thun ist, künftighin der Mühe überheben, daß er die alten, nicht einmal jedem erreichbaren Manuscripte und Originalausgaben selbst vergleichen muß. Es galt daher, das gesamte handschriftliche und gedruckte Material neuerdings auf das sorgfältigste zu prüfen, den letzten von Lessing selbst festgesetzten Text buchstabengetreu wiederzugeben und darunter den ganzen Variantenapparat ausführlich mitzuteilen. Es fragte sich ferner, ob nicht trotz der scheinbar erschöpfenden Ausbeute von Lessingischen Schriftstücken, welche die jüngsten Jahre geliefert haben, in Manuscripten, Zeitschriften oder Einzeldrucken noch kleine Funde zu hoffen seien, welche eine Bereicherung der bisher bekannten Werke Lessings versprechen dürften. Die Arbeit des Suchens ward auch hier, fast über Erwarten, belohnt.

Franz Muncker: Vorrede. In: Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. 23 Bde. Hg. von Karl Lachmann u. Franz Muncker. 3. Auflage. Stuttgart [u.a.] 1886-1924, Bd. 1, S. VI-VII.

Die Edition von Lachmann und Muncker sah nach damaliger Auffassung vor, den einen, vom Autor selbst intendierten Text zu rekonstruieren. Editorische Arbeit wurde in diesem Sinne als »Kritik« verstanden, die – mit kritischem Blick – alle überlieferten Textbestände einbezog. Textzeugen (Handschriften und Drucke) sollten systematisch erfasst und gruppiert werden, um eine möglichst genaue Variantentypologie liefern zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, griff Lachmann auf die in der Altertumsphilologie gebräuchliche Methode der Konjektur zurück – gemeint ist damit die Erschließung, Ergänzung und Verbesserung fehlender Textstellen. In einer Rezension zu einer Neuausgabe der Niebelungen-Sage und anderen historischen Texten nimmt Lachmann die Aufgabe der modernen Editionsphilologie in den Blick und erklärt:

Wir sollen und wollen aus einer hinreichenden Menge von guten Handschriften einen allen diesen zum Grunde liegenden Text darstellen, der entweder der ursprüngliche selbst seyn oder ihm doch sehr nahe kommen muss.

Karl Lachmann: Altdeutsche Literatur. In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung (1817), Nr. 132-135, S. 113-142, hier S. 114.

Lessings Werke sind von ihm selbst, von seinem Bruder Karl Gotthelf, von Zeitgenossen wie Johann Joachim Eschenburg (1743‒1820) und Friedrich Nicolai (1733‒1811) sowie später von Forschenden in den unten aufgelisteten Editionen zusammengetragen worden (nach Monika Fick: Lessing-Handbuch. Stuttgart 2000, 4. Aufl., 2016, S. 56-61). Eine Auswahl der im Internet verfügbaren Ausgaben liefert wikisource.org  .

Schrifften, Th. 1–6, Berlin 1753–1755.

Lustspiele. Th. 1–2, Berlin 1767.

Vermischte Schriften, hg. von Karl Gotthelf Lessing u. Johann Joachim Eschenburg, Th. 1–14, Berlin 1771–1793.

Trauerspiele, Berlin 1772.

Theologischer Nachlaß, hg. von Karl Gotthelf Lessing, Berlin 1784.

Theatralischer Nachlaß, hg. von Karl Gotthelf Lessing, Th. 1–2, Berlin 1784–1786.

Kollektaneen zur Literatur, hg. und weiter ausgeführt von Johann Joachim Eschenburg, Bd. 1-2, Berlin 1790.

Gotthold Ephraim Lessings Leben, nebst seinem noch übrigen litterarischen Nachlasse, hg. von Karl Gotthelf Lessing, Th. 1–3, Berlin 1793–95.

Sämmtliche Schriften, hg. von Karl Gotthelf Lessing, Johann Joachim Eschenburg u. Friedrich Nicolai (Th. 26– 27), Berlin 1793–1825.

Sämmtliche Schriften. Neue rechtmäßige Ausgabe, hg. von Karl Lachmann, Bd. 1–13, Berlin 1838–1840.

Sämmtliche Schriften, hg. von Karl Lachmann, neu durchgesehen und vermehrt von Wendelin von Maltzahn, Bd. 1–12, Leipzig 1853–1857.

Werke, Th. 1–20, versch. Hg. im Auftrag des Verlags Gustav Hempel, Berlin 1868–1879.

Werke, hg. von Robert Boxberger, T. 1–14, Berlin [u.a.] 1883–1890 [zgl.: Deutsche National-Litteratur. Historisch kritische Ausgabe, unter Mitwirkung von versch. Autoren, hg. von Joseph Kürschner, Bd. 58–71].

Sämtliche Schriften, hg. von Karl Lachmann, 3., aufs neue durchgesehene und vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker, Bd. 1–23, Stuttgart [u.a.], 1886–1924.

Werke. Vollständige Ausgabe in 25 Teilen, hg. mit Einleitungen und Anmerkungen sowie einem Gesamtregister versehen von Julius Petersen und Waldemar von Olshausen in Verbindung mit Karl Borinski [u.a.], T. 1–25 [zgl. Bd. 1–20] nebst Ergänzungsband 1–5, Berlin 1925–1935.

Gesammelte Werke, hg. von Paul Rilla, Bd. 1–10, Berlin 1954–58.

Werke, hg. Kurt Wölfel, Bd. 1–3, Frankfurt a.M. 1967.

Werke in drei Bänden, nach den Ausgaben letzter Hand unter Hinzuziehung der Erstdrucke, Textrevision von Jost Perfahl, mit einer Einführung, Zeittafel und Anmerkungen von Otto Mann, Bd. 1–3, München 1969–1972.

Werke, in Zusammenarbeit mit Karl Eibl [u.a.] hg. von Herbert G. Göpfert, Bd. 1–8, München [u.a.] 1970–1979.

Werke in drei Bänden, aufgrund der in Zusammenarbeit mit Karl Eibl [u.a.] besorgten Werkausgabe in acht Bänden hg. von Herbert G. Göpfert, Bd. 1–3, München [u.a.] 1982.

Werke und Briefe in 12 Bänden, hg. von Wilfried Barner zusammen mit Klaus Bohnen [u.a.], Frankfurt a.M. 1985–2003.

Emilia Galotti. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Historisch-kritische Ausgabe, hg. von Elke Monika Bauer, Tübingen 2004.

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