Am Mittwoch, 24. Mai, las Walle Sayer aus seinem Buch Das Zusammenfalten der Zeit (2022) im Raabe-Haus: Literaturzentrum in Braunschweig.

»Verweile doch, du bist so schön,« ruft Faust dem Augenblick zu. Der Goethe-Vers beschreibt treffend auch das Geheimnis von Walle Sayers poetischen Miniaturen. Die Flüchtigkeit und Anmut des Augenblicks stehen in seiner Kurzprosa im Mittelpunkt. Der 1960 in Bierlingen geborene Schriftsteller ist für seine prägnante Lyrik und Prosa bekannt und vielfach ausgezeichnet worden. Alltagssituation wie Einschlafschwierigkeiten oder Schrottwichteln werden von ihm poetisch punktgenau gezeichnet – wie Augenblicke, die zum Verweilen einladen.
Sayer ist gelernter Bankkaufmann, ohne den Beruf je ausgeübt zu haben. Stattdessen hatte er eine Vielzahl von Jobs und Tätigkeiten, darunter „zwölf Kneipensemester“ in einer selbstverwalteten Kulturgaststätte im Schwarzwald. Seit 1992 freier Autor, schreibt Walle Sayer neben Gedichten eine konkurrenzlos poetische Kurzprosa. Mit Recht hat man diesem Dichter des Nahen und Nächsten nachgesagt, er leuchte das Universum der Alltagswelt so aus, als sähe man es zum ersten Mal: »Ein Tagdieb verschenkt seine Beute«.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Raabe-Haus: Literaturzentrum statt.

© Foto: Anna Schneider