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Friedrich Schlegel, einer der führenden Köpfe der Romantik und Mitbegründer dieser epochemachenden Bewegung, war nicht nur ein streitbarer Schriftsteller, sondern vielseitig interessiert und begabt. Nicht nur als Dichter, auch als Philosoph, Historiker und Altphilologe hat er sich einen Namen gemacht. Als Kritiker wiederum ist Schlegel in allen Disziplinen aufgetreten, zumal die Literatur- und Kunstkritik ein Hauptanliegen der frühromantischen Bewegung war.
Es verwundert daher nicht, dass Schlegel Lessing zu den großen Persönlichkeiten der damals noch jungen deutschen Geistesgeschichte zählte. Wie Schlegel selbst hatte sich Lessing eine umfassende Gelehrsamkeit angeeignet und in bedeutenden Disziplinen wie Geschichte, Kunst und Philologie für neue Impulse gesorgt. Vor allem auf dem Feld der Literatur und Literaturkritik war Lessing als scharfzüngiger Polemiker aufgetreten und schon von Zeitgenossen gerühmt worden. Schlegel bewunderte besonders die präzise Stilistik der Lessing’schen Kritiken. Ihr Autor, so Schlegel, habe einen neuen Sprachstil begründet, eine neue Prosa, die – modern formuliert – interdisziplinär agiere, sich zwischen Literatur und Wissenschaft stelle und damit im eigentlichen Sinne echte Kritik sei. Diese ›neuartige Prosa‹ war nicht nur Anreiz und Grundlage eigener Arbeiten gewesen. Schlegel entwickelte sie konsequent weiter und erklärte sie zum romantischen Ausdrucksmittel par excellence.
Die Lessing-Akademie hatte zu einem Vortrag von Prof. Dr. Mark-Georg Dehrmann über Friedrich Schlegels Lessing-Bild in die Villa Seeliger nach Wolfenbüttel eingeladen, als Angebot für das öffentliche Publikum ergänzend zu der von der Herzog August Bibliothek und der Lessing-Akademie ausgerichteten Tagung Praktiken der Provokation. Schreib- und Streitstrategien im Werk von G. E. Lessing, die vom 29. Juni bis 1. Juli 2022 in der Herzog August Bibliothek stattfand.


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