Am Mittwoch, 26. April, stellte Dr. Eleonora Travanti ihr Buch Lessings exoterische Verteidigung der Orthodoxie im Lessinghaus vor. In ihrem Vortrag gab Travanti einen Einblick in Lessings bibliothekarische Tätigkeit vor dem Hintergrund des Fragmentenstreits.

Lessing gilt als Mitbegründer der modernen Literaturkritik. Die öffentliche Diskussion war für ihn Zeichen einer aufgeklärten und fortschrittlichen Wissensvermittlung und Wahrheitsfindung. In seiner fast 11-jährigen Amtszeit als Leiter der Herzoglichen Bibliothek hat er deshalb immer wieder darauf gepocht, den Blick ins Archiv allen Interessierten zu ermöglichen. Auch sein religionskritischer Angriff auf das Vernunft-Christentum geschah in aller Öffentlichkeit, sichtbar für alle Leserinnen und Leser seiner Bibliothekszeitschrift.
In ihrem Vortrag zeichnete Eleonora Travanti die Strategien nach, die Lessing für seine öffentlichen Debatten in Stellung gebracht hatte. Darunter ein noch heute äußerst brisanter Punkt: Lessing hatte seine Attacken gegen die Aufklärungstheologie als Verfechter einer dogmatischen Theologie geführt. Travanti zeigte, dass der Schlüssel für das Verständnis dieses falschen Spiels in Lessings Texten zu finden ist – in der Unterscheidung von streng wissenschaftlicher (esoterisch) und populärwissenschaftlicher (exoterisch) Schreibart.

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