Am Donnerstag, 15. Juni, lasen die Schauspielerinnen Susanne Maierhöfer und Yvonne Werner-Mees auf dem Rittergut Lucklum Georg Büchners weltberühmte Erzählung Lenz, auf dem Klavier begleitet vom Salzburger Pianisten Matej Dzido mit Stücken von Ludwig van Beethoven, Erik Satie und György Ligeti.
In seinem kurzen Text erzählt Georg Büchner von den Erlebnissen des psychisch erkrankten Schriftstellers Jakob Michael Reinhold Lenz, der im Frühjahr 1778 einige Wochen im Elsass in der Obhut des Pfarrers Johann Friedrich Oberlin verbracht hat. Mit eindrücklichen Bildern dokumentiert die Erzählung die wahnsinnigen Anfälle des damals erst 27-jährigen Lenz, seine heilsamen Ruhephasen und seine entrückte Gedankenwelt – beklemmend und mitreißend zugleich. Musikalisch kontrastiert wird Büchners messerscharfe Beschreibungskunst durch Matej Dzidos virtuoses Klavierspiel. Mit Stücken von Ludwig van Beethoven, Erik Satie und György Ligeti spürt der Pianist den Verschlingungen des Textes atmosphärisch nach und verleiht ihm klanglich sowohl klassizistische als auch moderne Akzente.


Büchners Erzählung erschien 1839 in einer Epoche, die geprägt war von einer tiefgreifenden Zerrissenheit, in der Begriffe wie Fremdheit, Neubeginn und Tradition neu verhandelt werden mussten. Ihr war der Umgang mit scheinbar unvereinbaren Gegensätzen eingeschrieben, aber auch die Anstrengung, diese Widersprüche zu überwinden. Während Büchner den zerstörerischen Widersinn der Epoche in die Psyche des Schriftstellers Lenz verlegt, steuern die Musikstücke, etwa Beethovens unvergleichliche Waldsteinsonate, auf einen Wendepunkt zu, in dem sich Klassik und Moderne einander annähern.
Kommentiert wurde die Lesung von Dr. Manuel Zink, der den jung verstorbenen Autor Georg Büchner vorstellte sowie die wichtigsten Informationen zu Jakob Michael Reinhold Lenz und zur Epoche des Vormärz erläuterte.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Rittergut Lucklum statt und wurde gefördert vom Landkreis Wolfenbüttel, der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (ALG) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.



© Fotos: Katharina Deffland